Rhizarthrose

Rhizarthrose – die häufigste Form der Arthrose an der Hand

Die Rhizarthrose stellt ein Krankheitsbild der Orthopädie und Handchirurgie dar, das durch Verschleißerscheinungen im Daumensattelgelenk gekennzeichnet ist. Sie ist die häufigste Form der Arthrose an der Hand. Oft verwendete Synonyme für diese Erkrankung lauten Daumensattelgelenkarthrose, Sattelgelenkarthrose, Carpometacarpalgelenkarthrose bzw. Arthrose im Daumensattelgelenk.

 

Ab einem Alter von 50 Jahren tritt die Rhizarthrose besonders häufig auf, wobei Frauen ein 10- bis 15-fach höheres Risiko als Männer haben, an dieser Erkrankung zu leiden. Untersuchungen nach dem Tod haben gezeigt, dass 75 Prozent der untersuchten Fälle Anzeichen einer Rhizarthrose aufwiesen. In einer Studie mit 145 Frauen über 45 Jahren wiesen 33 Prozent radiologische Anzeichen einer Rhizarthrose auf und von diesen berichtete etwa ein Drittel über entsprechende Symptome. Zwischen 20 und 30 Prozent der Betroffenen leiden an beiden Händen unter dieser Erkrankung. Interessanterweise ist die weniger genutzte Hand, oft die linke, etwas anfälliger für die Entwicklung einer Rhizarthrose. Dies könnte auf die schützende Rolle der stärker ausgeprägten Muskulatur im Bereich der häufiger genutzten Hand, meist der rechten, zurückzuführen sein.(1)

 

Die Erkrankung beginnt meist mit Schmerzen im Daumensattelgelenk und einem Instabilitätsgefühl und kann zu schweren funktionellen Einschränkungen führen. Wenn der Orthopäde mit konservativen Therapiemaßnahmen nicht mehr helfen kann, kann eine Operation eine Option sein. Orthopäde und Spezialist für Handchirurgie Dr. med. Hubert Klauser, Leiter des HAND- UND FUSSZENTRUM BERLIN, ist spezialisiert auf die Implantation innovativer Endoprothesen (künstliches Gelenk) des Daumensattelgelenkes, die eine besondere Sicherung gegen Luxationen zeigen und damit eine bessere Beweglichkeit und Feinmotorik im Vergleich zu herkömmlichen OP-Verfahren ermöglichen. 

 

Was ist Rhizarthrose?


Bei der Rhizarthrose handelt es sich um eine degenerative Erkrankung des Daumensattelgelenkes, die durch Verschleiß bedingt ist. Medizinisch spricht man in einem solchen Fall von Arthrose. Symptome in Form von Schmerzen im Daumensattelgelenk oder verminderter Kraft entstehen dabei durch eine Abnutzung des Gelenkknorpels. In der Folge reiben die Gelenkflächen aufeinander und es entsteht eine Gelenkschleimhautentzündung (Synovitis, Arthritis). Unbehandelt und fortschreitend kann sie zu vollständigem Knorpelverlust im Daumensattelgelenk führen.

 


Wie funktioniert das Daumensattelgelenk? 

 

Das Daumensattelgelenk ist das unterste Gelenk des Daumens, das sogenannte „Daumenwurzelgelenk“, das den Mittelhandknochen mit der Handwurzel verbindet. Seinen Namen hat es durch die sattelförmigen Gelenkflächen. Sie ermöglichen eine Bewegung in zwei Achsen und bieten dadurch fast den gleichen Bewegungsumfang wie ein Kugelgelenk: Der Daumen lässt sich drehen, an- und abspreizen, beugen und strecken. Hierdurch kann er in Opposition zu den Fingern gebracht werden und ermöglicht das Greifen über den Grob- und Pinzettengriff. Stabilisiert wird das Gelenk durch mehrere Bänder und die Gelenkkapsel. Bei der Rhizarthrose (rhíza bedeutet auf griechisch die Wurzel, árthron das Gelenk) kommt es zu einem Verschleiß von Knorpel im Daumensattelgelenk.

 

Ursachen und Risikofaktoren: Wie äußert sich eine Rhizarthrose? 

Das Daumensattelgelenk, an dem der erste Mittelhandknochen auf dem großen Vieleckbein der Handwurzel ruht, ist sehr beweglich. Diese Flexibilität geht jedoch mit einer relativ geringen knöchernen Unterstützung einher, wobei Muskeln und Bänder dem Gelenk seine notwendige Stabilität verleihen. Trotz seiner geringen Größe gehört das Daumensattelgelenk zu den Gelenken, die im Alltag am stärksten beansprucht werden. Insbesondere durch seine zentrale Rolle bei Greif- und Haltebewegungen der Hand. Die Entstehung der Rhizarthrose kann auf anhaltende Überlastung sowie auf ein Ungleichgewicht in der Ausrichtung des Gelenkes zurückgeführt werden. Eine Schwächung der Bänder und Muskeln lässt zu viel Bewegungsspielraum im Daumensattelgelenk zu, was Fehlbelastungen und letztendlich Verschleißerscheinungen nach sich ziehen kann.


Warum sind Frauen häufiger von Rhizarthrose betroffen als Männer?

 

Frauen sind etwa zehnmal häufiger von Rhizarthrose betroffen. Mindestens jede dritte Frau über 50 Jahren weist dieses Krankheitsbild auf. Doch wie erklärt sich dieser deutliche Unterschied zwischen den Geschlechtern? Frauen haben schwächeres Bindegewebe und elastischere Bänder, was den vorzeitigen Verschleiß begünstigen kann. Ein wesentlicher Faktor ist jedoch die Hormonumstellung und -veränderung in der Menopause, die zu Wassereinlagerungen in der Gelenkschleimhaut, Sehnenscheide und Nervenscheide führt und damit zu gehäuftem Auftreten von Sehnenscheidenentzündungen an der Hand, Nerveneinengungen wie dem Karpaltunnelsyndrom, vor allem jedoch zu Arthrosen der Finger- und Handwurzelgelenke. Übrigens: Es ist keinesfalls so, dass Personen, die an Rhizarthrose leiden, auch anfälliger für anderen Formen der Arthrose sind. Die Rhizarthrose zählt zu den primären Arthrosen. Nach derzeitigem Stand der Wissenschaft spielen die Ernährung oder der Verzehr bestimmter Nahrungsmittel wie Fleisch oder Zucker beim Entstehen der Rhizarthrose keine Rolle.


Rhizarthrose: Risikofaktoren

 

Eine Rhizarthrose tritt meist bei Patienten auf, die leichten bis mittleren körperlichen Belastungen ausgesetzt sind, dabei aber den Daumen häufig im Pinzettengriff halten. Dazu gehören beispielsweise Köche, Mechaniker oder Näherinnen. Häufig kommt die Arthrose beidseits vor.

 

Entsprechend ihrer Epidemiologie ist das weibliche Geschlecht ein Risikofaktor für die Entstehung einer Rhizarthrose. In diesem Kontext sind auch hormonelle Veränderungen wie die Menopause (Wechseljahre) zu nennen. Zu den weiteren Risikofaktoren für die Entwicklung einer Rhizarthrose gehören:

 

·     das Alter

·     die genetische Veranlagung

·     Übergewicht

·     Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus

·     Rheumatoide Arthritis

·     Erkrankungen aus dem rheumatoiden Formenkreis wie Gicht

·     ein lockerer Bandapparat oder

·     häufige Beanspruchung und

·     Fehlbelastung nach Frakturen oder Traumata.

 

Typische Symptome der Rhizarthrose

 

Die Rhizarthrose führt zu Schmerzen im Daumensattelgelenk. Diese treten vor allem beim Greifen auf, zum Beispiel beim Heben einer Wasserflasche. Auch Drehbewegungen wie das Aufschrauben eines Glases oder das Drehen eines Schlüssels im Schloss können starke Schmerzen hervorrufen. Provozierbar sind diese zudem meist durch Druck auf das Handgelenk am unteren Ende des Daumens direkt über dem Daumensattelgelenk. Patienten haben oft das Gefühl, im Daumen keine richtige Kraft zu haben. Das Gelenk fühlt sich wackelig und instabil an. Bei Bewegungen des Daumens entstehen teilweise reibende oder knirschende Geräusche. Im Endstadium können Schmerzen, eine Versteifung des Gelenkes, Entzündungen und Fehlstellungen auftreten und zu deutlichen funktionellen Einschränkungen führen. 

 

Diagnosestellung, Stadien, Grind-Test und Differentialdiagnostik bei Rhizarthrose

 

Zeigt die Anamnese typische Symptome wie Koordinationsstörungen und Kraftverlust beim Greifen, beim Öffnen von Schraubverschlüssen oder auch eine Fehlstellung des Daumensattelgelenkes, liegen erste Hinweise auf eine Rhizarthrose vor. Zudem können sich Schwellungen auf der Streckseite des Daumens oder tastbare Osteophyten (Knochenwucherungen) zeigen. Im Röntgenbild sind oftmals ein verschmälerter Gelenkspalt oder eine Sklerosierung sowie Osteophyten zu sehen.

 

Anhand ihres Fortschreitens lässt sich die Rhizarthrose in vier verschiedene Stadien einteilen:

 

In Stadium I sind die Umrisse des Gelenks noch intakt, der Daumen weist eine leichte Verlagerung auf, möglicherweise kommt es zu einer Schwellung aufgrund einer Entzündung der Gelenkinnenhaut, bekannt als Synovitis.

 

In Stadium II hat sich der Spalt zwischen den Gelenkpartner (1. Mittelhandknochen und Vieleckbein groß) bereits verengt und es bilden sich Knochenwucherungen (Osteophyten), die jedoch kleiner als zwei Millimeter sind.

 

In Stadium III kommt es zu einer erheblichen Gelenkspaltverschmälerung bis Aufhebung des Gelenkspaltes des Daumensattelgelenkes, der Bildung von Knochenzysten unterhalb des Knorpels des Gelenks, die Knochenwucherungen überschreiten nun zwei Millimeter und eine deutliche Verschiebung des Daumensattelgelenkes (Inkongruenz) ist erkennbar.

 

Stadium IV ist das Endstadium der Rhizarthrose. Es ist gekennzeichnet durch die vollständige Zerstörung des Daumensattelgelenkes, wobei signifikante Umbauprozesse im Knochen wie Sklerosierung, ein vollständig aufgehobener Gelenkspalt, multiple Knochenzysten und eine deutliche Subluxation (Verschiebung) sichtbar werden.

 

Beim Verdacht auf eine Rhizarthrose kann der Orthopäde die Diagnose mit dem sogenannten Grind-Test sichern. Dabei fixiert er die Hand des Patienten und dreht den Dauen mit Druck im Gelenk. Treten dabei Knirschgeräusche und Schmerzen auf, sind diese weitere Hinweise auf eine Rhizarthrose.

 

Konservative Behandlung der Rhizarthrose: Welche Therapie bietet der Orthopäde vor der Hand-Operation an? 

 

Bei der Rhizarthrose strebt der Orthopäde in der Regel zunächst eine konservative Therapie an. Dazu gehört eine Ruhigstellung mittels Orthese zur Entlastung des Gelenkes. Gleichzeitig kann der Facharzt zur Symptomlinderung Schmerzmittel einsetzen, meist aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR).

 

Begleitende physiotherapeutische Maßnahmen können helfen, die Beweglichkeit und Funktionsfähigkeit des Daumens zu erhalten. Bei akuten starken Schmerzen kann der Orthopäde bzw. Handchirurg ein Gemisch aus Kortison und einem Lokalanästhetikum ins Gelenk spritzen. Eine zeitweise Linderung kann auch die Injektion von Hyaluronsäure ins Gelenk bringen. Zudem kann Eigenblut in das Gelenk injiziert werden. Viele Patienten profitieren nach solchen Injektionen von einer Schmerzlinderung und es wird vermutet, dass sich das Fortschreiten der Arthrose dadurch verlangsamt. Physikalische Maßnahmen wie Kühlung können zusätzlich helfen.

 

Die Behandlung der Rhizarthrose gehört zu den Schwerpunkten in der Orthopädie und Handchirurgie des HAND- UND FUSSZENTRUM BERLIN. Bei Fragen zu Orthesenbehandlung, Physiotherapie oder Kinesiotaping sind wir die richtigen Ansprechpartner für Sie.

 

Magnetfeldtherapie und Stoßwellentherapie bei Rhizarthrose

 

Bei anhaltenden Beschwerden kann eine Magnetfeldtherapie infrage kommen. Dabei wird das Gelenk einem pulsierenden Magnetfeld ausgesetzt. So wird die Mikrozirkulation verbessert, Entzündungsprozesse gehemmt und der Zell- und Energiehaushalt positiv beeinflusst. Wir wenden in der Orthopädie und Handchirurgie des HFZ BERLIN die sogenannte Extrakorporale Magnetotransduktions-Therapie (EMTT) an. Sie arbeitet mit besonders hohen Schwingungsfrequenzen und Magnetfeldstärken, was die Heilungsprozesse günstig beeinflussen kann.

 

Die Therapieform der Stoßwellentherapie ist ebenfalls eine etablierte, nicht-invasive Behandlungsoption in der Handchirurgie, bei der Ultraschallwellen gezielt in das Gewebe eindringen und bei Rhizarthrose eine signifikante Schmerzreduktion erzielen. Mit Lasertherapie lässt sich der Stoffwechsel im betroffenen Bereich anregen, um so ebenfalls eine deutliche Linderung der Schmerzen zu erreichen.

 

Operative Therapie der Rhizarthrose

 

Wenn eine Rhizarthrose stark fortgeschritten ist, reichen konservative Therapiemaßnahmen häufig nicht mehr aus. Dann hilft der Hand nur noch eine Operation, um die Funktionsfähigkeit des Daumens wieder herzustellen und die Schmerzen loszuwerden. Für die Rhizarthrose Operation gibt es verschiedene Optionen. Bei der sogenannten Resektions-Suspensions-Arthroplastik entfernt der Orthopäde das große Vieleckbein. Ist das Vieleckbein entfernt, können die Knochen nicht länger aufeinander reiben. Der Schmerzauslöser wird also beseitigt. Die entstehende Lücke wird mit Sehnenstreifen aufgefüllt, die den Daumen wieder stabilisieren sollen. Dieses Verfahren kommt in der Orthopädie und Handchirurgie des HAND- UND FUSSZENTRUM BERLIN zunehmend weniger zum Einsatz, da es mittlerweile eine andere Form der Hand-Operation mit besseren Ergebnissen und einfacherer Nachbehandlung gibt: die Totalendoprothese für das Daumensattelgelenk (DSG-TEP). Unser ärztlicher Leiter, Orthopäde und Spezialist für Handchirurgie Dr. med. Hubert Klauser, verfügt über langjährige Erfahrung bei der DSG-TEP-Implantation und war bereits selbst als Ausbilder tätig. Die Hand-Operation dauert maximal 45 Minuten. Anschließend benötigt der Patient für zwei Wochen eine Ruhigstellung mittels Kunstoffschiene für den gesamten Daumenstrahl, gefolgt von Physio- und Ergotherapie sowie Orthesenbehandlung. Die Implantation von DSG-TEPs (künstliches Gelenk) ist ein Spezialgebiet in der Orthopädie und Handchirurgie des HFZ BERLIN und wird seit 18 Jahren von Dr. Klauser durchgeführt, derzeit im Durchschnitt mindestens vier Mal pro Monat. Wichtig ist, dass der Patient sich frühzeitig beim Handspezialisten zur Diagnostik und Therapie vorstellt, denn wenn bereits Arthrosen der übrigen Gelenke der Handwurzel vorliegen, kann unter Umständen ein künstliches Gelenk, also die DSG TEP, nicht mehr eingebaut werden. Das HFZ BERLIN und Dr. H. Klauser beraten sie diesbezüglich gerne.

 

(1)   Ayache, A., Unglaub, F. (2022). Epidemiologie. In: Die Rhizarthrose. essentials. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-66417-9_2.

 

 


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